3. Treffen 1999 (das erste mal in Vechta)

Kult – Motorrad „Güllepumpe“:

Sie pumpt und pumpt und pumpt und pumpt …

3. Norddeutsches CX-Treffen in Vechta

Erst rund zwei Jahre ist es her, dass ein einsamer CX-Fahrer aus der Nähe von Bremen per Kleinanzeige nach einem Stammtisch für CX-Treiber suchte.  Den gab´s nicht, also wurde einer gegründet: der „Güllepumpen CX/GL – Freundeskreis Weser/Ems/Elbe“. Seitdem wurden bereits drei Treffen veranstaltet – erstmals war es jetzt ein ganzes Wochenende.
Nach dem guten Besuch der vorigen, eintägigen Treffen hatten sich die CX- Freunde entschlossen, den Zeitrahmen auszudehnen, so dass sich auch eine weitere Anfahrt lohnte.

Rund 150 „Güllepumpen“ fanden vom 4. bis 6. Juni den Weg in die  niedersächsische Stadt Vechta, wo der Freundeskreis ein ideales Gelände angemietet hatte. Der Jugendzeltlagerplatz der BdkJ (Bund der deutschen katholischen Jugend) verfügt nämlich über mehrere feste Häuser, Wo die Küche und sehr gute Toiletten- Dusch- und Waschräume untergebracht sind. Auch einige  Unterkünfte im Haus konnten an die vermittelt werden, die nicht ins Zelt wollten.
Viele Fahrer aus dem süddeutschen Raum und sogar einer aus Polen waren gekommen, um die „Fischköppe“ zu besuchen. Der Biker mit der weitesten Anreise kam aus Ulm und hat über Landstraßen 830 Km  auf seiner CX 650 Euro abgespult.

Zur persönlichen Begrüßung bekam jeder Gast ein Erinnerungsfoto mit seiner Maschine und einen „Güllemeister“, einen typisch norddeutschen Korn. Das war auch nötig, denn so mancher Fahrer  war bei der Anreise am Freitag doch etwas naß geworden.  Aber am Abend blieb es von oben dann trocken. Begeistert konnte jeder die Vielfalt der CX und GL-Typen bestaunen.  Die CX/GL-Baureihe ist ein Phänomen in der Welt der motorisierten Zweiräder:  Sie wird auch von den eingefleischten Fans kaum als schön bezeichnet, sie war schon bei ihrer Markteinführung nicht der letzte Stand der Technik, sie ist weder besonders schnell, noch kann sie dem Fahrer bewundernde oder neidische Blicke einbringen. Sie ist auch keine seltene Erscheinung, im Gegenteil: In ihrer aktiven Zeit wurden in Deutschland knapp 44000 Exemplare zugelassen, und in der aktuellen Flensburger Statistik liegen die „Güllepumpen“ noch immer an fünfter Stelle im Bestand aller zugelassenen Motorräder.

Fragt man also nach, was die hervorstechende Eigenschaft der CX ist, so hört man stets: Sie läuft! – Dies Motorrad ist selbst bei Fahrern anderer Marken anerkannt als zuverlässig und langlebig.  Jeder CX-Fahrer kennt das: Trifft man andere Biker, so heißt es: „Tja, so eine hatte ich auch mal. Jetzt hab´ ich  eine YZFRGSX 1100 , die ist viel schneller/schöner/geiler. Aber die Güllepumpe war  toll, die lief einfach immer,  ohne Probleme.“
Irgendwie ist diese Honda das, was der Käfer bei den Autos ist:  Zuverlässig, alltagstauglich, wirklich kein Prestigeobjekt, von anderen ein bisschen belächelt und verspottet – und gerade darum von ihren Fahrern hoch verehrt.

Zum Charakter der Maschine passt auch der Charakter der Fahrer – und der Fahrerinnen!  Deshalb ist es kein Wunder, dass  man nach Bull-Riding, Strip-Show, Schlamm-Catchen, Besäufnissen oder Massenschlägereien vergeblich suchte. Das ganze Treffen war erfüllt von einer Lust am Fahren und am Feiern, von einem Hauch Lagerfeuerromantik und vor allem von Gesprächen mit Menschen, die dir eben noch fremd waren.

Leider begann der Samstag mit reichlich „norddeutscher Flüssigsonne“, so dass die Veranstalter tiefe Sorgenfalten auf der Stirn trugen. Trotzdem wurden die geplanten Ausfahrten „Küstentour“ (ca. 300 km) und „Wildeshausener-Geest –Rundfahrt“ (120km) gestartet, und es fanden sich immerhin jeweils ca. 25 Maschinen ein, die mitfuhren.

Unterwegs hatte auch Petrus ein Einsehen und die Sonne kam wieder heraus.  Das war auch gut so, denn die Veranstalter hatten ein kleines Bonbon vorbereitet: Einen Weltrekordversuch, der im Guiness-Buch der Rekorde eingetragen werden soll. Es geht darum, das „größte Güllepumpentreffen der Welt“ zu veranstalten.  Die örtliche Feuerwehr rückte mit der Drehleiter an, und Benno Behrens vom Organisationsteam kraxelte ganz nach oben hinauf, um dies besondere Ereignis im Bild festzuhalten. Drei Zeugen bestätigten per Unterschrift die korrekte Durchführung. Immerhin konnten für das Foto 123 Maschinen zusammengebracht werden, weitere Maschinen waren noch auf dem Platz!  Das ist  Rekord, denn bislang gibt es in dieser Disziplin noch keinen Eintrag ….

Auf jeden Fall dürfte es ein Ansporn sein, diesen Rekord demnächst zu überbieten.  Dabei, das scheint sicher, werden die Norddeutschen Güllepumpenfreunde ganz bestimmt mithelfen, wo auch immer .
Der Samstagabend wurde dann von einer musikalischen Einlage besonderer Art gekrönt: Heiko Bergmann trat im  Kilt ans Lagerfeuer uns spielte auf dem Dudelsack schottische Folklore. (Irgendwie passend, wenn man bedenkt, wie sparsam eine Güllepumpe im Unterhalt ist.) Am Ende forderte Heiko die Biker dazu auf, dem Instrument selbst mal ein paar Töne zu entlocken. Begeistert feuerte die Menge die wenigen Mutigen an, doch selbst gestandene Mannsbilder bekamen nach einer halben Minute intensiven Blasens einen Kopf, der gut als Feuermelder hätte dienen können.  Ja, ja, das sieht alles so einfach aus … !

Den Abschluss des Abends bildete die Verleihung der Pokale. Als ältester Teilnehmer mit 66 Jahren wurde Harry Böhl ausgezeichnet, der auch der Lokalzeitung einen Bericht wert war.  Aber auch Nachwuchs gibt es: der jüngste CX-Fahrer ist gerade erst 19 Jahre! Weitere Preise gab es für die schönste Güllepumpe , die älteste Zulassung (April 78) und die neueste Zulassung. Eine Extra-Auszeichnung erhielt Robert Zak für seine Anreise aus Gniezno, Polen.  Die CX-Freunde sicherten ihm Unterstützung für den Aufbau einer polnischen CX-IG zu und versprachen, ihn in seiner Heimat zu besuchen. Danach wurde es noch eine lange Nacht, und manch ein  Bierchen wurde in gemütlicher Runde geleert.

Der nächste Morgen begann dann wieder mit einem kräftigen Frühstück mit frischen Sonntagsbrötchen (keine Aufback-Ware!) und bei sonnigem Wetter mit frischem Wind machten sich danach alle nach und nach auf die Heimreise.  Da waren sich die Biker einig: Das war ein gemütliches Treffen – den Güllepumpenfreunden ist ein gelungenes Wochenende zu verdanken.
Die norddeutschen CX´ler  treffen sich übrigens zum monatlichen Stammtisch immer am ersten Dienstag gegen 20.00 Uhr im „Stadtgespräch“ in Harpstedt (zwischen Bremen und Wildeshausen). Hier – oder über die Kontaktadresse – kann man auch das Video erhalten, das während des Treffens gedreht wurde.

Auch die Leitung des BdkJ, die dem Bikertreff zunächst ablehnend gegenüberstand, war von der friedlichen Atmosphäre und dem tadellosen Zustand des Platzes begeistert. Deshalb bekam der Freundeskreis schon die Zusage für das 4. Güllepumpentreffen vom 16. – 18. Juni 2000.

Es hat sich jedenfalls gelohnt, nach Vechta zu kommen –

auf ein Wiedersehen
im Jahr 2000 !

Text: Michael Herrmann
Fotos: Helga Behrens, Benno Behrens, Michael Herrmann